2020

100-jährige Handwerkstradition

100 Jahre Abel

Der Ursprung des Familienbetriebs und der Beginn einer 100-jährigen Handwerkstradition geht auf das Jahr 1920 und Gründervater Aloys Abel zurück.

Zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges gründete der Stellmachermeister die Handwagenfabrik Aloys Abel in Geisa. Die ersten Jahre waren jedoch ein hindernisreicher Start. Knappheit wohin das Auge reichte – Nahrungsmittel, Geld und Rohstoffe. Weltkriegstrümmer und der Kampf um das tägliche Brot waren allgegenwärtig. Trümmerbeseitigung, Habseligkeiten transportieren, Feldfrüchte sammeln, da war gut dran, wer einen Handwagen besaß. Die Stellmacherei entwickelte sich unter den schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen und konnte ihren Platz behaupten. Mit unermüdlichem Eifer und Beharrlichkeit stellte Aloys Abel Handwagen aus heimischen Hölzern in Serie her – Tretroller, Schlitten und Hammerstiele gingen als Nebenprodukte hervor.

Die 1950er Jahre waren in der DDR eine Zeit zunehmender Repression und der Zwangskollektivierung. Die Planwirtschaft und eine Industriepolitik nach sowjetischem Vorbild hielten Einzug. Dies förderte die Nachfrage nach Metallerzeugnissen. Der Handwagen: ein Auslaufmodell. Aloys Abel widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem Werkstoff Metall. Unterstützung bekam er von seinem Sohn Franz Abel, gelernter Kaufmann, der 1946 im Familienbetrieb einstieg und die Neuausrichtung des Familienbetriebs mit eigenen Ideen vorantrieb. 1952 wurde aus der Handwagenfabrik die Aloys Abel Metallwarenfabrik. Stanzprodukte wie Unterlegscheiben und Muttern mit Gewinde standen nun im Mittelpunkt.

In den 1960er Jahren beherrschte der Kalte Krieg die Welt. Geisa lag im sogenannten Sperrgebiet – einer rund 5 km breiten Sperrzone vor der innerdeutschen Grenze. Das breite Leben war geprägt von Restriktionen, Unfreiheit und staatlichen Zwangsvorschriften. Die Menschen im Sperrgebiet litten durch Maßnahmen wie Zwangsumsiedlungen, aber auch den Verlust von Familienmitgliedern aufgrund der direkten Lage an der innerdeutschen Grenze in besonderem Maße. Aloys Abel verabschiedete sich Anfang der 1960er Jahre in den Ruhestand. Es waren unruhige Zeiten, in denen die zweite Generation mit Franz und seinem älteren Bruder Wilhelm die laufenden Geschäfte mit 12 Mitarbeitern übernahm.

Die 1970er Jahre waren geprägt von der sozialistischen Planwirtschaft und dem Kampf gegen die drohende Verstaatlichung. Erschwerend kam hinzu, dass die Nachfrage nach gestanzten Muttern aus Stahl abnahm, da zunehmend gepresste Muttern genutzt wurden. Dieses Verfahren hätte die Investition in neue und größere Maschinen erfordert. Franz Abel konzentrierte sich daher auf die Herstellung von Unterlegscheiben aus Tafelblech für einen Großabnehmer aus Sachsen. Alle 2 Wochen passierte ein LKW das Sperrgebiet. In den 1980er Jahren zog die Franz Abel Metallwarenfabrik in eine neue Betriebsstätte – einem Nebengebäude in übergehender Bauweise zum Wohnhaus in Geisa.

Mit dem Ende der DDR herrschte allerorts große Aufbruchstimmung, doch in den Betrieben ging nichts mehr. Auch die Maschinen der Franz Abel Metallwarenfabrik standen still, die Produktion wurde komplett eingestellt. Alles auf Anfang – der Familienbetrieb stand vor der größten Herausforderung in der Unternehmensgeschichte. Die ehemaligen Kombinate der DDR traf es mit seinen veralteten Produktionsformen besonders hart, viele Firmen waren über Nacht schlichtweg nicht mehr wettbewerbsfähig. Und der Neustart im Gefolge der Treuhand zur Privatisierung ging vielerorts schief.

Anfang der 1990er Jahre begann das langsame Sterben vieler Betriebe. Für Franz und Klaus Peter Abel die Gelegenheit, gebrauchte Dreh- und Fräsmaschinen und verschiedene Pressen günstig zu erwerben. Die tägliche Arbeit bestand darin, Kontakte zu Metallbetrieben herzustellen und ihre Leistungen in der Verarbeitung von Metallen anzubieten. Die Produktion von Stanz-und Biegeteilen für den Fahrzeugbau halfen über die ersten Jahren hinweg. Dennoch kämpfte der kleine Betrieb ums Überleben – tagein, tagaus. „Mit jeder Deutschen Mark, die reinkam, wurde investiert“, erinnert sich Klaus Peter Abel.

1995 fand der Familienbetrieb im Gewerbepark in Geisa einen neuen Standort. Klaus Peter Abel übernahm die laufenden Geschäfte der Abel Metallwaren, nachdem Vater Franz Abel plötzlich und unerwartet verstarb. Eine Herausforderung für den damals 26-Jährigen. Erfindergeist, Neugier und Beharrlichkeit. Zusammenbilden diese Eigenschaften die Erfolgsformel von Klaus Peter Abel, der das Unternehmen seitdem unermüdlich vorantrieb. Mit einem Großauftrag als Zulieferer von Fahrerschutzdächern für Flurförderfahrzeuge kamen die notwendigen Finanzmittel für weitere Investitionen in den Maschinenpark und die Entwicklung eigener Produkte. Den Anstoß dafür lieferten Metallbauer, die großes Interesse an Einzelteilen für den Geländerbau zeigten. Klaus Peter Abel entwickelte 1996 das erste eigene Sortiment für den Geländerbau, das insgesamt 75 Einzelteile aus Stahl umfasste.

Das Jahr 2007 war das Jahr der neuen Entwicklungen. Die Zuliefertätigkeit für die Industrie war rückläufig und günstigere Anbieter aus Fernost veränderten den Wettbewerb und die Marktsituation in diesem Bereich. „Wir haben die Ohren aufgemacht, gehört, was der Kunde will, analysiert, welche Probleme ihn umtreiben und wofür er Lösungen sucht“, beschreibt Klaus Peter Abel den Weg zu neuen Entwicklungen. Und so waren es Kunden, die ihn nach neuen Möglichkeiten der Absturzsicherungen in Glas und passenden Befestigungsmöglichkeiten direkt am Fenster fragten. 2008 präsentierte die Firma Abel Metallsysteme die neu entwickelte Glasabsturzsicherung Vitrum und den 2007 patentierten Profildübel Cavus auf der Fensterbau Frontale in Nürnberg. Damit begann eine Erfolgsgeschichte und Abel Metallsysteme wurde mit beiden Produkten zum Vorreiter und Ideengeber im Bereich der Absturzsicherungen.

In den nächsten Jahren führte Klaus Peter Abel den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Produkt für Produkt wurde neu entwickelt. Beispiele dafür sind die Glasabsturzsicherung Vitrum INSERT AD, das patentierte Geländersystem Aqua Viva mit integrierter Balkonentwässerung oder das Ganzglasgeländer Visioplan. Der Bereich der Absturzsicherungen wurde weiter ausgebaut und nach und nach die gesamte Produktentwicklung auf Systementwicklung umgestellt. Gleichzeitig wurden weitere Unternehmensbereiche aufgebaut, um die Umstellung vom Zulieferer zum eigenen Produkthersteller auch betriebswirtschaftlich zu vollziehen. Ein Team von ca. 15 Mitarbeitern startete offensiv in den neuen Fachbereichen Marketing, Vertrieb, Einkauf und Finanzbuchhaltung. Mit Umsatzzuwächsen von 15-30 % pro Jahr wuchs die Anzahl der Mitarbeiter bis heute auf über 100. Der Bau einer neuen Produktionshalle, der Umbau des Verwaltungsgebäudes und einer eigenen Pulverbeschichtungsanlage, die nach neuestem Standard ökologisch zertifiziert.

Probleme lösen, Produkte neu denken, bautechnisch optimal umsetzen und als Systemlösungen für verschiedenen bauliche Anforderungen effizient produzieren: Das war unser Anspruch und das haben wir mit Mut und viel Fleiß umgesetzt“, fasst Klaus Peter Abel die letzten Jahre zusammen.

Von der Entwicklung, der Herstellung bis hin zur Oberflächenveredelung der Produkte in der hauseigenen Pulverbeschichtungsanlage erhält der Kunde heute alles aus einer Hand. Für diese erfolgreiche Entwicklung wurde Abel Metallsysteme in den letzten Jahren mehrfach ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem Strategiepreis der Wartburgregion und dem „Architects`Darling Award 2018“ der Heinze GmbH in der Kategorie „Beste Produkt InnovationAusbau“. Auch die Qualität der Ausbildung wurde von der Industrie- und Handelskammer Erfurt prämiert und Abel Metallsysteme das Prädikat „hervorragender Ausbildungsbetrieb“ verliehen.

2019 erweiterte das Unternehmen mit einer Pulverbeschichtungsanlage sein Leistungsspektrum. In einer 1900 qm ökologisch zertifizierten Produktionshalle werden Materialien nicht nur Form und Funktion gegeben, sondern auch für deren notwendigen Schutz, deren Sicherheit und Aussehen gesorgt. „So konnten wir für Metallbaubetriebe, Verarbeiter und viele unserer Kunden außerdem die Lieferzeiten verkürzen und durch unser
„alles aus einer Hand“ Angebot den Service weiter ausbauen“, berichtet Geschäftsführer Klaus Peter Abel über wichtige Schritte des Unternehmens im vergangenen Jahr.

Mit Stolz blickt das Unternehmen 2020 auf sein 100-jähriges Bestehen in dritter Familiengeneration. Mit neuen Produkten und Dienstleistungen als Vollsortimenter sowie einer Entwicklungsstudie zeigt Abel Metallsysteme auch im Jubiläumsjahr seine langjährige Handwerkstradition und Innovationskraft.

Und die Weichen für die nächsten Jahrzehnte sind gestellt: Das Unternehmen ist erfolgreich aufgestellt und die vierte Generation bereits fest mit im Boot. Mit seinen 20 Jahren engagiert sich Alexander Abel tatkräftig an der Seite seines Vaters Klaus Peter und arbeitet schon mit eigenen Ideen an der Zukunft des Familienunternehmens

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